Sibiu, Rumänien, 09. August 2023 - Die Red Bull Romaniacs Edition 20 "The Impossible" ging definitiv in die Geschichte ein, die unberechenbaren Karpaten zeigten sich von ihrer besten Seite. Die Teilnehmer aller Klassen sahen sich der unglaublichen Berglandschaft gegenüber, erfuhren verschiedenstes Terrain und typisches Bergwetter - für alle, die es ins Ziel geschaffte haben, waren es wirklich außergewöhnliche Romaniacs.
Gura Râului Dam Offorad Tag 1 Finish.
Navigation und Ausdauer während aller möglichen Extreme sind die zwei Faktoren, die diese viertägige Offroad-Rallye verlangt und Mani Lettenbichler (DEU, KTM) brachte genau jene mit. Dies bewies er bereits mit einem fehlerfreien ersten Tag und setzte sich trotz des heftigen Sturms weit vorne ab. Oft sind es nur Minuten, die den ersten vom zweiten Platz nach vier Offroad-Tagen trennen, doch dieses Jahr erreichte Mani das Ziel mit einem gewaltigen Abstand von einer Stunde, neun Minuten und 59 Sekunden auf den zweitplatzierten Trystan Hart (CAN, KTM) und einer Stunde, 24 Minuten und einer Sekunde auf Teo Kabakchiev (BGR, Econt) auf Platz drei.
Generell bezwangen die Gold-Teilnehmer die harten Abschnitte so beeindruckend gut, fast wirkt es als wären wir in einem übermenschlichen Zeitalter des Hard Enduro angekommen. Die jungen Wilden treten bei den Red Bull Romaniacs mit einer solchen Furchtlosigkeit an und sind entschlossen zu tun, was immer nötig ist, um ins Ziel zu fahren. Sie schieben und ziehen ihre Motorräder über Felsen und kämpfen bis zu Ende, um mit einem Platz auf dem Podium belohnt zu werden. Dies führt zu einigen Fragen an Martin Freinademetz, den Gründer der Romaniacs und führend beteiligt an der Entwicklung des Sports:
Was ist der schwerste Teil daran, so eine große Rallye für so viele Nationen zu organisieren?
Martin: “Für eine so lange Hard Enduro Rallye, fünf ganze Fahrtage und so viele Teilnehmer brauchen wir mehrere mitwirkende Abteilungen, die ein großartiges Abenteuer auf die Beine stellen. Das fängt schon bei der Strecke an, wo wir nun fünf verschiedene Klassen haben und jeder ihre eigene Strecke geben möchten, um so wenig Überschneidungen wie möglich zu haben und damit jede Klasse das passende Niveau hat. Wir müssen also die extrem schweren Stellen so umfahren, dass keine großen Staus entstehen. Unser Track Director Teo Isaac legt die Strecke während des ganzen Jahres fest und dann fahren die Track Manager raus um freizuschneiden und die Strecken zu markieren - das ist eine riesige Aufgabe mit so vielen Streckenkilometern.
Ein sehr wichtiger Punkt sind die ganzen Genehmigungen von den Behörden, Bauern, Waldbesitzern und Gemeinden, die in unsere Veranstaltung involviert sind.
Die Information und Koordination der Teilnehmer aus der ganzen Welt ist auch ein komplexer Baustein. Wir brauchen die richtigen Kanäle und unsere Website mit all den Infos, sodass die Teilnehmern wissen, was sie machen müssen, um sich auf die Romaniacs vorzubereiten. Auch während des Rennens müssen sie dort dann alle Informationen finden können, die sie brauchen, wie zum Beispiel die Startzeiten, Fahrzeiten, Fahreprofile, den Fotoservice und vieles mehr.
Mehr als 500 Helfer zu finden und diese zu koordinieren ist eine weitere große Aufgabe. Nur ein paar Beispiele der zahlreichen Teams bei uns im Einsatz: Rettungsteams, Zeitnahme, Race Control, Motorradverleih, Presse Koordination, Opener, Sweeper, Gefahrenpunktüberwachung.
Und dann gibt es noch die Koordinierung aller Partner und Sponsoren, der Platzierung der Werbung auf den Strecken und in unseren Publikationen."
Was waren die größten Veränderungen am Renngeschehen und in der Infrastruktur über die Jahre?
Martin: “Das Rennen hat sich über die letzten 20 Jahre stark verändert. Nicht nur die Motorräder, die Reifen, das Mousse etc. wurden viel besser und das Level der Fahrer hob sich an, sondern auch die Technologie generell hat sich verbessert.
2004 hatten wir beinahe kein Telefonsignal und Daten von den Strecken aus zu senden war nahezu unmöglich. Wir mussten von MB oder GB wie heute gewohnt auf KB runter komprimieren - da hat sich sehr viel verändert. Unsere Zeitnahme hatte ein einfaches Excell-Tabellen-System und ist nun vollautomatisch, der Race Progress jederzeit live online zu verfolgen. Das gleiche gilt für die Presse: Wir hatten früher nur Zeitschriften und TV. Mit der Übertragung und Live Streaming über GSM oder Satellit haben wir nun viel mehr Möglichkeiten als früher. Die Übertragungszeit wird immer schneller und ermöglicht uns das Live Streaming von den LIVEmaniacs und LIVEnews auf der Website in Echtzeit direkt von der Strecke zum Zuschauer."
Wird es zur Herausforderung, Strecken für die Gold-Klasse zu bauen, wo sich das Level so enorm gesteigert hat?
Martin: “Es wird in der Tat schwieriger, Strecken für die Gold-Teilnehmer zu bauen. Wir versuchen, schnelle Strecken mit höherem Sturz- und damit Verletzungsrisiko zu vermeiden und nehmen lieber teschniches Terrain mit weniger Risiko und dafür höherem technischen Anspruch. Es ist nicht leicht, die richtigen Sektionen zu finden. Wir wollen auch keine Stellen, an denen Felsen abbrechen oder wo Fahrer tief abstürzen könnten. Die Herausforderung ist also, Strecken zu finden, die das Level hoch halten und dennoch sicher bleiben."
Werden die Strecken einfach immer härter oder wie siehst du die Entwicklung im Extrem Enduro in Zukunft?
Martin: “Das technische Level hat sich jedes Jahr erhöht. Wir können dieses Niveau noch immer anheben, es ist noch Luft nach oben für ein wenig härtere Strecken, ich glaube nicht, dass wir ein Level erreicht haben, wo es "zu viel" wird. Wir können also noch ein paar kleine Schritte weiter gehen in der Zukunft. In weiteren 20 Jahren könnte es aber sein, dass wir keine Strecken mehr finden, die hart genug sind und falls die Fahrer dann nur mit Sekundenabständen in den schweren Stellen fahren, müssen wir uns wohl etwas neues überlegen.
Dominik Olszowy (POL).
Aus sicht eines Profi-Teilnehmers, welche Faktoren spielen die größte Rolle bei einer so intensiven viertägigen Rallye und wie weit können die Athleten gehen, bevor es zu weit ist?
Mani Lettenbichler: “In diesem Jahr war der dritte Offroad-Tag der härteste mit den Signature Sektionen "Kill 'em All", "No Sex" und "Babysitter". Es ging den ganzen Tag hoch und runter, das war vor allem nach den ersten beiden Offroad-Tagen hart.
Es war sehr schwer, sich körperlich nach dem krassen Sturn zu erholen, da wir auf der rutschigen, matschigen Strecke echt zu kämpfen hatten und der Körper davon eigentlich erst mal recovern muss. Wenn der Körper aber nicht nach jedem Tag in den Erholungsmodus wechseln kann, wird es zäh. Wenn man mit weniger anspruchsvollem Wetter ins das Rennen startet und weniger ununterbrochen technische Abschnitte zu fahren hat, kann sich der Körper besser auf einen Rhythmus einstellen, was hilft, die ganze Woche durchzuhalten.”
Kann Extrem Hard Enduro noch härter werden?
Mani Lettenbichler: “Die technischen Abschnitte sind schon auf einem guten Level. Das extreme Niveau aktuell ist an einem ganz guten Limit. Es sollte nicht zu verrückt werden, an Stellen, wo es einfach gefährlich wird. Wenn es härter werden soll, dann würde ich die Tage länger machen und nicht noch steiler, wo wir dann wieder mehr schieben müssen, hier sind wir gerade schon an einem so guten Level.
Die Romaniacs sind ein wirklich langes, körperlich anstrengendes Rennen, das mehr Erholungszeit verlangt als kürzere Events. Es ist eine lange Rennwoche mit hohem Ausdaueranspruch, davon muss man sich erst mal erholen."
In seiner Rolle als Vorreiter in der Entwicklung des Extrem Hard Enduro Sports wird es nun an Martin Freinademetz und seinem Team sein, die Balance zu halten und das Level anzuziehen, ohne dabei den Status der besten und härtesten Hard Enduro Rallye der Welt zu verlieren.
Mani Lettenbichler and Trystan Hart at the finish.
Die spezielle Legends-Klasse hob 2023 alle Teilnehmer hervor, die fünf oder mehr Romaniacs erfolgreich gefinisht haben. In der Silber-Klasse erreichten sieben von acht Legends das Ziel, alle von ihnen in den Top 100. Emanuel Gyenes (ROU) fuhr sogar bei allen 20 Events ins Ziel und wurde diesmal elfter. In Bronze kamen neun von 15 Legends ins Ziel, erster wurde hier Martin Lindtner (AUT) auf Position 21. Der erste Legends-Fahrer in Iron war Paul McKie (GBR) auf Platz 39, während in dieser Klasse alle fünf gefinisht haben. In Atom wurde Paul Philipp (CAN) erster der beiden Legends auf Platz sieben.
Die beste weibliche Finisherin 2023 wurde Maria Grigoras aus Rumänien auf dem Gesamtrang 22 in Bronze. Am ersten Offroad-Tag lag sie noch auf Platz 16, verlor dann aber Zeit mit Platz 68 an Tag zwei und kämpfte sich 58 Positionen zurück nach vorn auf Platz 10 an Tag drei. An Tag vier wurde sie 39ste, landete somit insgesamt auf Platz 22 und wurde beste Dame 2023.
Die erste Frau am finalen Hillclimb am vierten Offroad-Tag war Tjaša Fifer (SVN), die echten Kampfgeist bewies, nachdem sie am zweiten Tag mit technischen Problemen zu tun hatte. Am ersten Tag wurde sie 13te, fiel dann aber auf Platz 165 an Tag zwei zurück. Obwohl sie 125 Plätze gutmachte am dritten Tag und am vierten Platz 15 erreichte, schaffte sie es nicht, den ersten Platz der Damen einzufahren. Und doch war es eine starke Leistung der Sportlerin in ihrem erst zweiten Jahr, nachdem sie 2021 die Iron-Klasse gewonnen hatte.
Sandra Gomez (ESP, GASGAS) konnte in der Gold-Klasse leider nicht finishen und Kirsten Landmann (ZAF) musste das Rennen in Silber an Tag zwei nach einer Verletzung abbrechen.
Kevin Gallas (DEU) manövrierte seine Yamaha Ténéré 700 durch alle vier Offroad-Tage, musste ab Tag zwei aber auf seinen Teamkollegen Pol Tarrés verzichten, der durch eine Verletzung ausfiel. Nachdem er die wohl größten Herausforderungen bislang auf dem Bigbike bezwang, war Kevin glücklich, das Ziel auf Platz 132 zu erreichen.
Sonny Goggia (ITA).
Das Red Bull Romaniacs Charity Projekt ‘Enduro for Romania’ konnte in diesem Jahr stolze 40,000 RON an die Oncology Support Centre by 'Sus Inima' Association spenden. Die gemeinnützige Organisation sammelt Gelder seit 2016.
Das Team MISSION RACE - Race Against Cancer Enduro aus Deutschland spendete ein drittel seiner gesammelten Gelder ebenfalls an Enduro for Romania für die ‘Sus Inima’ Association. Die Teammitglieder waren Marcel Michitsch, der mit einer Beinprothese fuhr, Freestyle-Legende Sebastian "Busty" Wolter, Martin Schoppe und Thorsten Kirchhoff. Das vierköpfige Team sammelte Spenden gegen Krebs, während sie selbst am Romaniacs-Abenteuer teilnahmen.
Dominik Olszowy (POL) and Trystan Hart (CAN).
Um stets nach vorne zu blicken und den Sport selbst zu verbessern, streben die Red Bull Romaniacs an, im Einklang mit der Umwelt zu arbeiten. Während die Teilnehmer die Zeit ihres Lebens verbringen und nebenbei den Tourismus der Region stärken, war es schon immer ein Ziel, möglichst viel an die lokalen Gemeinden zurückzugeben und die Umweltbelastung zu minimieren. Die Teams reduzieren den Müll und stellen ordentliche Entsorgung und Recycling aller Materialien während des Events sicher. Außerdem wird ein Umweltschutz-Plan erstellt, um sicherzugehen, so nachhaltig wie möglich zu handeln. Ein Teil der in diesem Jahr gesammelten Gelder geht an Projekte, die die lokale Jugend in Sachen Umweltschutz und Mülltrennung schulen sollen.
Nach dem zwanzigjährigen Jubiläum steckt Martin Freinademetz bereits in den Vorbereitungen für 2024. Das Datum steht fest und die Entfernung der Streckenmarkierungen von diesem Jahr ist abgeschlossen. Teo Isaac sucht bereits nach neuen Strecken und so geht es wieder von vorn los.
Das Datum für die Edition 21 der Red Bull Romaniacs 2024 steht fest: JULI 23-27. 2024 in Sibiu, Rumänien.
Die 21ste Ausgabe wird "Limitless" heißen, beinhaltet jetzt schon über 400 Kilometer Offroad-Strecken und Höhen, die dem dreifachen des Mount Everest entsprechen, bis zu 30,000 Höhenmeter. Die Teilnehmer werden "limitless" Up- und Downhills vorfinden und erneut atemberaubende Landschaften in den Karpaten zu sehen bekommen. "Limitless" wird die Teilnehmer an ihre Grenzen bringen und die Größen des Sports messen.
"The Impossible" im Überblick: Ruhm und Ehre fuhr sich 2023 Mani Lettenbichler (DEU, KTM) ein, indem er zum vierten Mal die Red Bull Romaniacs gewann, Speed und Ausdauer bewies und mit 1h9m59s Vorsprung vor Trystan Hart (CAN KTM) ins Ziel kam. Letzterer wurde zweiter bei seinen dritten Romaniacs und zugleich der erste Kanadier, der auf dem Gold-Podest stand. Teo Kabakchiev (BGR, Econt), der am zweiten und vierten Tag die schnellsten Zeiten fuhr, war knapper dritter, nachdem er massig Zeit nach einem Navigationsfehler an Tag eins aufholen musste; es war sein zweites Red Bull Romaniacs Podium.
Die nächste Etappe der FIM Hard Enduro Weltmeisterschaft wird in den Badlands in Kanada bei den Red Bull Outliers sein. Mani Lettenbichler führt bislang mit drei Siegen und sein Ziel wird sein, diese Serie fortzusetzen. Trystan Hart, aktuell zweiter, hofft natürlich, den Sieg in seinem Heimatland zu holen. Billy Bolt auf Rang drei und nur zwei Punkte hinter Hart wird ähnliche Pläne haben, genau wie der hochmotivierte Teo Kabakchiev. Matthew Green (ZAF) zeigte mit Platz zehn bei den Red Bull Romaniacs eine sehr starke Leistung und führt die FIM Hard Enduro Junioren Weltmeisterschaft an.
Das Video Red Bull Romaniacs 2023 Highlights können Sie gerne auf Ihrer eigenen Plattform einbinden:
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Übersetzt von Mona Pekarek.